Den Literatur-Nobelpreis 2021 erhielt der tansanische
Autor Abdulrazak Gurnah »für seine Auseinandersetzung mit
den Auswirkungen des Kolonialismus und dem Schicksal der Flüchtlinge
im Spannungsfeld zwischen den Kulturen und Kontinenten« (aus der Begründung
der Schwedischen Akademie). Mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021
wurde die simbabwische Filmemacherin Tsitsi Dangarembga ausgezeichnet.
Kapverische Kinder machen mit allem, immer und überall gerne Musik (Foto: © Barbara Mesquita)
Andere Stimmen erheben sich auch aus dem lusophonen Afrika – aus Angola, von denen vielleicht die bekannteste und mit dem bedeutendsten Literaturpreis der portugiesischsprachigen Welt, Prémio Camões, ausgezeichnete die von Pepetela ist. Auch Kap Verde hat einen Camões-Preisträger hervorgebracht: Arménio Vieira, der 2013 zu den Begründern der kapverdischen Akademie der Geisteswissenschaften gehörte. Das Gedicht von José Luiz Tavares vermittelt einen Eindruck vom kulturellen Reichtum dieses Landes und und seinem Schicksal. siehe Weltwärts
José Luiz Tavares
Sie beten und arbeiten in den Katakomben
des Mysteriums, die Dichter meines Landes.
Stehen im Bunde mit der Metaphysik.
Sind treue Werktätige der Traurigkeit.
Beweinen das Unglück der Geschichte,
den glorreichen Brand von Rom
und selbst den ersten heiligen Aufschrei.
Sie umhüllen sich mit so vielen imaginären
Schmerzen, als reichten nicht
die wahren, die ihnen gibt die Welt.
Ihr des Schmerzes hohe Athleten,
Besitzer tränenreicher Talente,
Paradies oder Hölle sind nicht Gewerbe
für nur einen Tag. Wiegenlieder
und vollendete Klänge erbauen keine Städte.
Im Streit mit den Steinen, bis niedergerissen
das letzte Trugbild, erstickt die Harmonie,
keine Kraft mehr bleibt für Gesang oder Tränen.
Und indes die Welt, zahlt sie es heim?
Arme Verse, sie bewegen keine Kriege –
Eher lächeln sie, ziehen wütende Fratzen,
derweil weder Mitleid noch Zorn
vor der Erniedrigung schützen und der Fortschritt
behutsam sich seine Opfer sucht.
Ihr Ideengläubigen, die ihr nicht bewahrtet
Athen vor dem Untergang, ewiger Ruhm
gilt weit weniger als der Dank der Sonne
die sich ergießt über diese mageren dunklen
Felder. Herumfurzen und Geschrei
anzetteln ist sehr viel poetischer und
menschlicher, war doch seit jeher die Stille
eine gedankenlose Form des Todes.
Ihr tribunizischen Gefährten auf dem Altar
des Wortes, wenn denn die Zeit eine Wunde ist
und die Gabe unrein,
dann lasst besser die Peitsche knallen
oder schlagt Kapriolen in maßloser
Verzückung von Verdammten.